Geschichte der Familie Mylius-Schleiz

Balthasar Möller, der sich später Mylius nannte

Balthasar Möller, der sich später Mylius nannte, wurde 1529 in  in Greiz geboren. Sein Vater war Andreas Möller, Bürger und Böttcher zu Greiz, geboren 1494 in Greiz, gestorben am 24. Februar 1559 ebenfalls in Greiz. Seine Mutter war Magdalene Jahn, geboren in Elsterberg, gestorben in Greiz am 18. März 1557. Nachdem  er am  30. Okt.  1549 an  der Universität Wittenberg immatrikuliert war,  widmete  er  sich  dort  dem Studium der  Theologie  und erhielt 1554 unter dem Dekanat von Philipp  Melanchthon die Würde  eines Magisters der  Philosophie. 1555  wurde  er  als  Pfarrer nach  Mündling bei Oettingen in Franken berufen, wo er jedoch nicht lange  blieb, da ihm bereits 1559 seine  Vaterstadt Greiz  das  Hofpredigeramt übertrug, das  er ein Jahr lang verwaltete. Im Jahre 1560 als Prediger nach Schleiz  berufen,  wurde  er in  demselben Jahr  vom  Burggrafen Heinrich zum  Superintendenten aller vogtländischen Herrschaften  (Schleiz,  Lobenstein, Pausa) ernannt.  Seine Übersiedlung nach  Schleiz  verzögerte sich  aber  und  erfolgte  erst  1565  zu Michaelis,  wie es scheint aus Gründen der Besoldung. In seiner Vakationsurkunde von 1563, (Originaltext siehe weiter unten) wird gesagt, daß die Stadt Schleiz ihn  zum Seelsorger berufen habe,  und  „damit  er sich solchen Berufes  nicht  entschlage, werde  ihm die Superintendentur und das Hof­predigeramt  aufgetragen.  Er   solle von der Herrschaft bekommen: 50 Gulden baar, 6 Scheffel  Korn, 6 Scheffel  Gerste,  1 Scheffel  Weizen und 1/2 Scheffel Erbsen, alles Schleizer  Maass.“  Während seiner Amtszeit  wütete 1575  in  Schleiz  die Pest. Das obige Bild zeigt Schleiz und die Bergkirche, in der Balthasar Mylius predigte.

Graf  Heinrich d. Mittlere von Reuß (gest. 1616) ließ die Superintendenten porträtieren und die Bilder in der Bergkirche zu Schleiz  aufhängen, wo sie   sich   noch  heute befinden, darunter auch  das  nebenstehende 1,42 x 1,00 m große Ölgemälde  von  Balthasar (Bergkirchen-Inventar Nr. 44), das  von einem unbekannten Künstler um 1600 geschaffen wurde. Es hängt auf der Chor Südseite, 3. Reihe von oben, 2. von links und trägt am linken oberen Rand die Inschrift:

M. Balthasar Mylius. Ecclesiae Schleizensis, per 35 Annos. Pastor et Superint. Illustrissium Principi. Dno Heinrico S.R. Imperii Burggravio Misnia. A confessionibus sacris. Assessor Consistorii et Ministerii Senior. Aetatis 67.

Das Halbbildnis zeigt Magister Balthasar Mylius in Talar und Mühlsteinkrause, die Bibel in Händen mit der Inschrift: 1. Johann: am I. Das blut Jesu Christi des Sohnes Gottes macht uns rein von allen sünden.

Rechts oben eine weitere Inschrift: AETATIS SIVE 67 AO: 1596
Graf   Heinrich gab  auch  kostbare Leichensteine für  die Geistlichen in  Auftrag, die unter der  Kanzel  die Gräber  der  Superintendenten  bedeckten, so auch  das  Grab von Balthasar Mylius. Heute  sind diese jedoch nicht  mehr vorhanden.

Balthasar starb in Schleiz am 15. Oktober 1596. Er war  dreimal verheiratet:

Seine  1. Ehefrau Katharine war die Tochter  des Pastors Ganghelf  (Gangholf ?) Meyer, der wegen seiner evangelischen Gesinnung im Gefängnis den Hungertod erleiden mußte, und seiner  Ehefrau Anna  Knoll  aus  Rohrach. Sie heirateten in Nördlingen um 1555. Katharine starb in Schleiz am 15. August 1573.

Seine  2. Ehefrau Anna  war  die Tochter  des Schleizer Bürgers Heinrich Schaller. Anna war in Schleiz geboren und starb dort am 13. September 1580. Die Ehe wurde in Schleiz nach 1573 geschlossen.

Seine  3. Ehefrau Ottilie war   die  Tochter   von   Caspar  Ferber  (Faerber),  der   damals  Pastor  in Saalburg war (* Weißenfels  um 1530, † Weißenfels  zw. 1558 u. 1579). Sie wurde 1561 in Jena geboren. Sie heirateten in Schleiz am 01. Mai 1581. Ottilie zog  mit  ihren  Kindern   nach   dem  Tode  ihres   Mannes   nach   Plauen  im Vogtland  und heiratete dort  nach 1596 in 2. Ehe Paul Wirth  d. Ä., Stadtvogt und später Bürgermeister von Plauen. Sie starb in Plauen nach 1596.

Balthasar hatte 23 Kinder (S. 194 ff Geschichte der Familie Mylius-Schleiz und Mylius Ansbach von 1992).

Die Vokationsurkunde für Balthasar Mylius hat folgenden Wortlaut:
       „Von  Gottes   gnaden   wier  Heinrich  der  Jünger  des   heiligenn  Röhmischen  Reichs Burggraff zu Meissen  Graf  zum  Harttenstein, herr  zue Plauenn vnd  Gerau  Bekennen hiemit vnd  in  kraft  dies  brieffes  vor  vns  vnsre  Erben  vndt  nachkommen, Nachdeme   die  Ersamen vnsere   Liebe  getreue  Burgemeister  Rath   vndt   gemeine   vnser   Stadt  Schleitz   mitvnsern gnedigen   vorwissenn,   willenn   vnd  begehrenn  Denn  wirdigen   vnd  wohl  gelarttenn  vnsern Liebenn  Andechtigen  Ern  Magister   Balthasar Mylium  zu  ihrenn  Seelsorgern vndt Prädicanttenn  ordentlichen vocirt  vnd  beruffenn vndt  domit  ehr  solchs  beruffs  sich  nichtt endschlagenn, habenn wier ihme  vunser  Superintendentz aller  vunser  Voigtlendischen Herschafften  Auch  vnser   Hoff  Predig   Ambtt   gnediglichen  vffgetragenn  vndt   vertrauett, derohalben vndt von wegen solcher seiner  muhe ihme Versprochen vndt Zugesagtt versprechen vndt  Zusagen  ihme  hiermitt vndt  in diesen  vnsern  offenen brieff, das  wier unsere erben  vndt nachkommen ihme Jehrlichen vndt Iedes ihar  besonder  so lange ehr alhier  Pfarher vndt SuPerintendens sein  wirdtt, sollen  und wollen Funffzig gulden  An bahren gelde Ie ein gulden zu  21  gl.  gutter  Sechsischer wehrung gerechnett,  Darzu   Sechs  schfl.  Korn,  Sechs  schefl. Gerstenn, Ein  schfl.  Weitzen,  ein  halbenn schfl.  Erbes  Alles hieisch  maß  aus  vnsern Ambtt gebenn vndt end richten lassenn, Befehlen hierauff vnsern jetzigen Vndt künftigenn Schößernn alhier, das er Angeregdt  geldt vndt getreyde  Iehrlichen berurten Vnsern  SuPerintendenten unwegerlichenn alle ihar,  wie obgesezett  zu seiner  des SuPerintendenten gelegenheit endrichte vndt Zahle. Daran  thut  er vnsere gnedige meinung treulich vndt ohne gefehrde.
       Zu vhrkundt mit vnsern  zu ende vffgedruckttenn Secrett wißentlich besiegeltt vndt  mit eignen Handen vnterschriebenn Geschehen  vndt  geben vff vnsern  Schloß Schleitz  nach Christi vnsers Lieben Herrn  vndt Seligmachers geburtt 1563 Ihar.
                                                                                                                                            Heinrich.
                                                                                                                                                                

Collationiert vndt  anhcultiert ist  diese  gegenwärtige CoPey oder Vidimus  durch  mich Adamum  Leurerum S. Caes.  Majest.  autoritate  Notarium publicum  Vndt  ist  seinen  rechten glaubwirdigen Original   von  wordten   zu  wordten   gleichlautendt befundenn bezeuge  ich  mit meiner eignen Handschriefft vndt Subscription. Actum Schleiz den 18. Octobr Ao. 1603.
                                                                                                                                            Adamus Leurerus. C. M.