Frankfurt forever! Fotografien von Carl Friedrich Mylius 12.2.2025–1.6.2025
Vom 12.02.-1.6.2025 wird im Städel-Museum Frankfurt eine Ausstellung über Carl Friedrich Mylius gezeigt. Frankfurt forever! | Städel Museum
Biographie von Carl Friedrich Mylius

Geboren wurde der bekannte Fotograf des historischen Frankfurt Carl Friedrich Mylius in der Töngesgasse Nr. 51 in Frankfurt a. M. am 10. Januar 1827. Er hat uns eine Aufzeichnung seiner Lebenserinnerungen hinterlassen, die sich im Archiv der Familie Mylius befindet und die Aufschluss gibt sowohl über sein Privatleben wie auch darüber, wie er die noch junge Kunst der Fotografie erlernte und nach und nach zum gefragten Fotografen von Gebäuden seiner Vaterstadt Frankfurt wurde und dort einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte.
Kindheit und Jugend

Carl Friedrich Mylius besuchte die Katharinenschule seiner Vaterstadt Frankfurt und trat 1840 mit 14 Jahren in die renommierte lithographische Anstalt von B. Dondorf ein, die er 1845 als Lithograph verließ. 1846 begannen seine Wanderjahre. Zunächst arbeitete er in Karlsruhe bei Kreuzbauer und Haspe, danach in der Druckerei seines Verwandten Carl Anton Mylius in Sonneberg in Thüringen (1847), bei Amersdörfer in Nürnberg (1847) und in der Lithographie-Anstalt Grube in Wien (1848). In Wien erlebte er auch den Märzaufstand. Am 18. Mai 1848 war er unter den Zuschauern bei der Eröffnung der Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Danach unternahm er Studienreisen nach Leipzig und Dresden (1849).
Anfänge als Fotograf
Carl Friedrich Mylius bemerkt in seiner Biographie, dass es immer schwieriger wurde, als Lithograph Aufträge zu bekommen. Innerhalb kurzer Zeit ersetzte die neu entdeckte Fotografie dieses künstlerische Handwerk. Deshalb erlernte er 1850 bei Hermann Hartmann, der während seiner Lehrzeit bei B. Dondorf zu den Gehilfen gehörte, in Frankfurt gegen eine Bezahlung von 100 Gulden die Fotografie. Anschließend kaufte er für 175 Gulden ein Objektiv von Voigtländer in Wien und für 100 Gulden Chemikalien und Zubehör und machte sich im Spätsommer 1850 in Nürnberg selbständig, zunächst mit Portrait- und Personenaufnahmen. Sein Atelier erfreute sich innerhalb kürzester Zeit großen Zulaufs.
Heirat und Niederlassung als Fotograf in Frankfurt am Main
Am 06. November 1851 heiratete Carl Friedrich Mylius in Nürnberg seine Braut Sophie Schultheiß. Doch es zog ihn wieder in seine Vaterstadt Frankfurt. Am 01. Januar 1854 wurde er Eigentümer des Hauses Biebergasse 3, zog dort mit seiner Familie ein und richtete dort sein Atelier ein. Das Haus wurde im Jahr 1889 neu erbaut und blieb auch nach der Geschäftsaufgabe 1890 sein Alterssitz.
Carl Friedrich Mylius als Fotograf des alten Frankfurt

In seiner alten Heimat verlegte er sich nach und nach darauf, die Stadt mit ihren Häusern und Monumenten, Straßen und Plätzen zu seinen bevorzugten Motiven zu machen. In hunderten Aufnahmen hat er die Stadt, ihre Baudenkmäler, ihre Vororte und die Umgebung im Bild festgehalten. In seiner fruchtbarsten Periode machte er Aufnahmen des Mainpanoramas, Fotografien für ein Präsentalbum an die Teilnehmer des Deutschen Fürstentags 1863 und fotografierte den Frankfurter Dom kurz bevor er 1867 abbrannte. Er hielt das Lazarettwesen auf der Pfingstweide im Krieg 1870/71 in seinen Bildern fest und Musterblätter aus seinem Atelier in der Biebergasse gingen in die Kunstschulen Deutschlands, ja sogar bis Amerika und Australien.
Das Fotografieren von Häusern und Straßen entsprang bei ihm einem echten Interesse an der Stadtgeschichte. Er hielt hierbei auch die archivalischen Hintergründe seiner Bilder in handgeschriebenen Bemerkungen und Aufsätzen fest. – In Anerkennung seiner Erfolge auf dem Gebiet der Fotografie wurde er 1874 zum „Meister des Freien Deutschen Hochstifts“ für Wissenschaft, Künste und allgemeine Bildung im Goethehaus Frankfurt ernannt. 1890 setzte er sich, auf ein arbeitsreiches Leben zurückblickend, in Frankfurt zur Ruhe. Nun widmete er sich seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Malen und Zeichnen historischer Plätze und Gebäude Frankfurts. Noch heute werden immer wieder Zeichnungen und Aquarelle von ihm auf dem Kunstmarkt angeboten.
Familie
Carl Friedrich Mylius hatte in seiner engsten Familie viele Schicksalsschläge hinzunehmen. Seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt war, an Schwindsucht, der Vater starb, als Carl Friedrich 18 Jahre alt war. Seine Schwester Lilli (Marie Elisabeth), die ihn nach dem frühen Tod der Mutter mit aufgezogen hatte, starb 29jährig ebenfalls an Schwindsucht. Zwei seiner 5 Kinder starben bereits im Kindesalter an Keuchhusten bzw. einem Unfall, sein Sohn Ludwig auf der Überfahrt New-York-Hamburg 1887 mit 31 Jahren und sein Sohn Wolfgang mit 24 Jahren 1894 an einem Herzleiden in Folge einer Scharlacherkrankung. Wolfgang war der Initiator zur Geschichte der Familie Mylius 1895 gewesen, für die er umfangreiche Recherchen unternommen hatte, deren Fertigstellung er aber nicht mehr erlebte. Eine Tochter Jenny (Johanne Sophie Elisabeth) erreichte als einziges der 5 Kinder ein hohes Alter und starb unverheiratet 1932 in Nürnberg. Carl Friedrich und seine Frau Sophie zogen die Tochter des verstorbenen Sohnes Ludwig auf, die ebenfalls Jenny hieß und 33jährig an der Schwindsucht starb.
Carl Friedrich Mylius gab heraus:
- Aus Volkes Mund. Sprichwörtliche Redensarten, Frankfurt am Main, Jägersche Buchhandlung 1878
- C. F. Mylius: Lebensgeschichte von C. F. Mylius, handschriftlich, sowie gedruckte Transkription von Ulrike Mylius-Fauler. Archiv der Familie Mylius
- C. F. Mylius: Kleine Erlebnisse eines alten Frankfurters, aufgezeichnet für die Familie. Handschriftlich sowie Transkription durch Ulrike Mylius-Fauler, digitales Archiv der Familie Mylius
- Frankfurt am Main in der guten alten Zeit, eine kleine stadtgeschichtliche Bildersammlung, 1877/78
- Das historische Museum Frankfurt besitzt eine Vielzahl seiner Fotografien, die einen hervorragenden Überblick über sein Lebenswerk geben.
Über ihn ist erschienen:
- Ehrende Pressenotizen zum 80., 85., 100. und 150. Geburtstag, ferner 1927 eine Sonderausstellung seiner schönsten Frankfurter Aufnahmen und Aquarelle durch den Frankfurter Kunstverein sowie im August 1977 anlässlich seines 150. Geburtstags eine Ausstellung seiner Werke von der Vereinigung der Freunde Frankfurts und der Sparkasse Frankfurt.
- Frankfurter Zeitung 24. Mai 1916: Nekrolog C. F. Mylius
- Anzeige zur Versteigerung von Frankofurtensien aus dem Nachlass C. F. Mylius vom 18. und 19. Dezember 1916 bei F. A. C. Prestel, mit Katalog, Frankfurt am Main.
- Baretzko, Hoffmann, Junker, Schmidt-Linsenhoff: Wie Frankfurt photographiert wurde 1850-1914
- Frankfurts Schönheit auf der Platte, Zeitungsartikel der Frankfurter Neuen Presse von Hans-Otto Schembs vom 8. Januar 1977
- „Heute sind seine Bilder Dokumente – Mylius-Ausstellung im Forum der Stadtsparkasse“, Artikel aus der Frankfurter Neuen Presse v. 08.08.1977
- „Carl Friedrich Mylius photographiert Frankfurt“, Ausstellung aus Anlass seines 150. Geburtstags im Forum Stadtsparkasse, August 1977
- Eberhard Mayer-Wegelin: Frühe Photographie in Frankfurt am Main 1839-1870, Schirmer/ Mosel 1982
- Eberhard Mayer-Wegelin Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, Photographien von Carl Friedrich Mylius, Schirmer/Mosel 2014
- Arthur Schopenhauer, Gesammelte Briefe. Arthur Hübscher (Hrsg.), Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn, 1978 S.422-429; 622
- FAZ vom 4. Oktober 2014, Nr. 230, Rubrik Neue Sachbücher, Seite L17-L26: Abbildungen von Photographien von C. F. Mylius aus dem Band: Eberhard Mayer-Wegelin (Hrsg): Das alte Frankfurt am Main 1855-1890 Photographien von Carl Friedrich Mylius, Schirmer Mosel Verlag, München 2014
- „Eine Himmelsleiter führt zu den Dichtern“, Artikel aus der FAZ vom 21. Mai 2015 Nr. 116, S. 11