Geschichte der Familie Mylius-Schleiz

Klaus-Emich Mylius

Geboren wurde Albert Robert Curt Klaus-Emich Mylius am 24. August 1930 als zweiter Sohn des Oberstleutnants Curt Mylius und der Jenny Mylius geb. von Voigtländer in Berlin. Dort erlebte er während des Schreckens der Luftangriffe die dreimalige Zerstörung der elterlichen Wohnung. Er besuchte das Berliner Prinz-Heinrich-Gymnasium und nach der Evakuierung das Victoria-Gymnasium in Potsdam. Es folgte der Umzug nach Siegersleben (Magdeburger Börde), wo er als Zeitungsträger und Landarbeiter zum Familienunterhalt beitrug sowie eine kaufmännische Lehre begann. Aufgrund der Schwierigkeiten in den Nachkriegsjahren konnte er erst 1954 mit dem Studium der Geographie (Diplom 1958) und ab 1957 der Indologie (Diplom 1961) an der Martin-Luther-Universität in Halle / Saale beginnen. Im Jahr 1962 promovierte er zum Dr. rer. nat. mit dem Thema „Ökonomische Geographie Pakistans“ und 1964 im Fach Indologie zum Dr. phil. mit der Dissertation über „Die gesellschaftlichen Verhältnisse Indiens nach dem Satapatha-Brahmana“. Klaus Mylius wechselte aus der Stellung als  wissenschaftlicher Oberassistent an der Universität Halle in die wissenschaftliche Aspirantur an der Karl-Marx-Universität Leipzig und habilitierte sich dort mit dem Thema „Indien in mittelvedischer Zeit. Nach den Sanskritquellen dargestellt“ zum Dr. phil. habil. (1968). Er wirkte in Leipzig als Hochschuldozent und ab 1976 als außerordentlicher Professor für Sanskritistik und Indische Altertumskunde bis zum Ausscheiden 1991.

Ein Jahr später verlegte er seinen Wohnsitz nach Gottenheim (Baden-Württemberg). Von 1991 bis 1994 war Mylius Beauftragter am Institut für Religionswissenschaft der Universität Bayreuth. Seit 1996 gehört er dem Institut für Empirische Sprachwissenschaft der Johann-Wolfgang-von Goethe-Universität Frankfurt / Main an.

Seine Bemühungen um die Vermehrung des Wissens vom alten Indien sind mehrfach gewürdigt worden: 1985 erhielt er als erster Gelehrter den Friedrich-Weller-Preis der Karl-Marx-Universität Leipzig und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Anlässlich des 80. Geburtstages veranstaltete die Leipziger Universität für Klaus Mylius ein Ehrenkolloquium. 1986 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Sächsischen Akademie gewählt (Austritt 1994). 1995 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Leibnitz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin berufen. Im Jahr 2000 verlieh die Deutsch-Indische Gesellschaft ihm gemeinsam mit Hans Wolfgang Schumann den Rabindranath-Tagore-Literaturpreis. Zum 75. Geburtstag erschien eine Festschrift mit dem Titel „Indische Kultur im Kontext“ mit Beiträgen von Schülern und Kollegen des Geehrten aus dem In- und Ausland. 2004 wurde Mylius zum Ordentlichen Mitglied der Berliner Wissenschaftlichen Gesellschaft gewählt. Außerdem ist er Träger von Auszeichnungen des American Biographical Institute (ABI), unter anderem der American Medal of Honour. Neben seiner Lehrtätigkeit – im Laufe der Jahre bildete er Hunderte von Studenten in Sanskrit aus – war und ist Klaus Mylius in der Forschung tätig. Obwohl in erster Linie Indologe, ist er doch kein „Stubengelehrter“. Neben seiner umfangreichen wissenschaftlichen indologischen Arbeit hat sich Mylius über Jahrzehnte hinweg theoretisch und praktisch der Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts gewidmet und Studien über Samuel Scheidt, Johann Pachelbel und Melchior Schildt veröffentlicht. Zum aktuellen Zeitgeschehen nahm er in über 500 politischen Kommentaren, die er für eine südbadische Wochenzeitung schrieb, Stellung. In seinem Fachgebiet gab er über 500 Arbeiten, darunter mehr als 20 in Buchform, heraus. So übersetzte er beispielsweise das Kamasutra und die Bhagavadgita aus dem Sanskrit sowie Texte des ursprünglichen Buddhismus aus der Pali-Sprache. Inzwischen zu Standardwerken geworden sind seine Wörterbücher Sanskrit-Deutsch und Deutsch-Sanskrit, Pali-Deutsch und Deutsch-Pali sowie die Wörterbücher zum kanonischen Jinismus und zum altindischen Ritual. Außerdem analysierte und beschrieb er die wichtigsten mittelindischen Sprachen in mehreren Ausgaben und verfasste eine Geschichte der mittelindischen Literatur.

Seit vielen Jahren bestand und besteht ein enger Kontakt zwischen Professor Dr. Dr. Klaus Mylius und dem  Herausgeber der Familienchronik von 1992 Dr. Gering Mylius sowie der gegenwärtigen Archivarin und Herausgeberin dieser Homepage.  Dadurch verfügt das Archiv über viele der wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Professor Klaus Mylius, die er uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat.